WAS CHINA SAGT,
WAS CHINA MEINT
UND WAS DAS FÜR DIE
MENSCHENRECHTE BEDEUTET
Einführung
D ie offizielle Haltung Chinas zu Menschenrechten und seine Interpretation derselben haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich gewandelt, ebenso wie Chinas Rolle auf der Weltbühne. Die Beteiligung einzelner politischer Persönlichkeiten Chinas am internationalen Schutz der Menschenrechte reicht bis zur Gründung der Vereinten Nationen und der Veröffentlichung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte 1948 zurück.
In jüngster Zeit hat China jedoch zunehmend internationale Menschenrechtsnormen in Frage gestellt, vor allem indem es die Universalität der Menschenrechte als ein Relikt eines „westlich liberalen Denkens“ oder „westlicher Werte“ ablehnte. In der gegenwärtig vertretenen offiziellen Haltung lehnt China die Idee von Menschenrechten, die über die nationale Souveränität hinausgehen und die internationale Gemeinschaft als Ganzes betreffen, ab.
In dem Maße, wie Chinas wirtschaftliches, politisches und diplomatisches Gewicht gewachsen ist, haben auch die Versuche zugenommen, eigene Interpretationen der Menschenrechte im internationalen Menschenrechtsdiskurs und in internationalen Institutionen zu verankern, wie etwa in den Menschenrechtsresolutionen des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen.
Dieses Glossar soll erklären, was China sagt, was China meint, wo der Unterschied zwischen beidem liegt und welche Risiken dies für die Menschenrechte in der ganzen Welt mit sich bringt. Der Schwerpunkt des Glossars liegt auf dem Export von „Menschenrechten mit chinesischen Merkmalen“ und der Aufnahme dieser in internationale Dokumente. Obwohl nur vage definiert, haben die hier ausgewählten Phrasen durch ihre ständige Wiederholung eine Wirkmacht entfaltet, mit der die Regierung in Peking versucht, den normativen Gehalt der Menschenrechte zugunsten von Chinas Prioritäten neu zu definieren. Die Betonung der staatlichen Souveränität, der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten und des Rechts auf wirtschaftliche Entwicklung als ein über allen anderen Rechten stehendes Menschenrecht droht das gesamte internationale Menschenrechtssystem sowie Normen zu Transparenz und Rechenschaftspflicht zu schwächen.
Das Glossar enthält eine Zeitleiste über verschiedene Ansätze aus China zu Menschenrechtskonzepten aus den letzten 70 Jahren seit der Gründung der Vereinten Nationen, sowie zehn für die Menschenrechte folgenreiche Schlüsselformulierungen, zu deren Adaption das heutige China die Welt überzeugen will.